Sparer, Anleger, Spekulant, Investor?
von Thomas Göhler, 6.3.18
Vor ein paar hundert Jahren versiegte plötzlich der Dorfbrunnen eines
andalusischen Dörfchens. Die beiden stärksten Männer, Paco und Pedro, sollten
gegen Bezahlung nun Wasser vom weit entfernten Berg ins Dorf bringen. Nach
kurzer Zeit stellte Pedro fest, dass ihm diese eintönige Arbeit zu anstrengend war,
während Paco froh war, dass viele ihn um diesen Job beneideten.
Eines Morgens schlug Pedro Paco vor, doch eine Wasserleitung zu bauen, welche
das Quellwasser direkt ins Dorf fließen lässt. Paco fragte nur, wann man denn bauen
sollte, etwa nach Feierabend ? Das erwiderte Pablo und Paco winkte ab, weil er das
für nicht möglich hielt.
Davon lies sich Pedro nicht abhalten, kaufte vom verdienten Lohn etwas Werkzeug
und begann zu graben. Dabei war es mühsamer als gedacht und er wusste nicht,
wann es denn je fertig werden würde. Andernorts im Wirtshaus feierte Paco jeden
Abend Trinkrunden und spottete über die Dummheit tagsüber Wassereimer zu
schleppen und abends zu buddeln.
Die Monate verstrichen, Paco schleppte weiter Eimer und kam immer gebückter ins
Wirtshaus. Auch Pedro war geschafft doch seine Vision gab ihm Ausdauer und Kraft
da die Hälfte des Weges fertig war und ihm das Wasser schon ein Stück entgegen
kam, denn er musste nur noch bis an seine neue Leitung schleppen . Nach einem
Jahr war es soweit, die Leitung wurde vor dem tanzendem Dorfvolk feierlich
eingeweiht. Jetzt war Pedro der Held und da er mit Weitsicht, Durchhaltevermögen
und Visionen ausgestattet war, sollte er Bürgermeister werden.
Lediglich Paco monierte verbittert, dass Pedro nun auch noch verdiene ohne etwas
dafür zu tun, zumal Paco als Wasserträger nicht mehr gebraucht wurde. Daraufhin
antwortete ihm ein alter Weiser, dass er die gleiche Chance gehabt hätte .
Nach einer Woche konnte es Pedro nicht mehr mit ansehen, wie sich Paco grämte
und schlug ihm als sein Freund eine neue Vision vor, welcher Paco unsicher
lauschte. „ Lasse uns hinaus reiten und anderen Menschen zeigen, wie sie Ihre Höfe mit
Wasser versorgen können.“
Nach kurzem Zögern willigte Paco ein und sie begannen Ihre Erfahrungen zu teilen.
Überall wurden Wasserleitungen gebaut und beide erhielten einen kleinen Obolus
aus jedem Liter Wasser der in die Dörfer floss.
Auch als sie schon längst in Rente waren erhielten sie einen Verdienst aus ihrer
Arbeit von damals, weil einer von Ihnen etwas länger durchhielt und weitermachte.
Wo stehen Sie, lieber Leser?
Hängt Ihr Einkommen nur an Ihrer Arbeitskraft? Sind
Sie „Paco der Wasserträger“ ?
Tauschen Sie Ihre Zeit gegen Geld oder sind Sie schon Unternehmer oder Investor ?
Letzterer investiert auch Geld um Zeit zu haben, nachdem er durch sein
Unternehmen das nötige Kapital damit erwirtschaftete. Dabei müssen Sie in der
gegenwärtigen Situation wahrscheinlich nur etwas Zeit durch lesen, lernen und
recherchieren investieren, um durch intelligente Investitionen ähnlich passive
Einkünfte wie unser Wasserleitungsbauer erhalten zu können. Wer natürlich den
ganzen Tag arbeitet hat weder Zeit Geld zu verdienen noch zu erkennen wie man es
macht.
Diese schöne Parabel zeigt auch heute noch, den Unterschied zwischen den
Menschen. Der Eine macht nur soviel, wie er muß um leben zu können, der Andere
macht nur etwas ausdauernder und etwas mehr als der Durchschnitt und wird
wohlhabend. Ist es nicht auch so im Umgang mit Geld ?
Wahrscheinlich haben Sie auch als Sparer angefangen und meinten in ein Sparbuch
zu "investieren". Sie erkannten nicht, wann Sie sparten, anlegten, spekulierten,
investierten, oder? Dies ist jedoch wichtig für den Ausgang Ihrer Lebensgeschichte. Diese
ist wie ein Buch, was jemand verfassen will. Der schwierigste Augenblick kommt
dann, wenn man das fertige Buch mit dem vergleichen muß, was man eigentlich
publizieren wollte. Also achte man nicht nur auf den Inhalt, sondern auch darauf,
dass nicht aufgrund falscher Annahmen lediglich ein Märchenbuch entsteht.
Viele Leute nutzen ihre Gelegenheiten nicht, weil sie dadurch scheinbare
Sicherheiten aufs Spiel setzen. Da wird sich lieber an den Job geklammert und
Wasser getragen und versucht zu sparen bis man arm ist. Andere gehen
Verbindlichkeiten ein, kaufen sich ohne ausreichend Kapital und Einkommen ein
Haus und glauben, es handele sich um eine Investition, dabei werden viele lediglich
„hausarm“, da sie u.a. nicht mit den Betriebskosten gerechnet haben.
Deshalb werden sie Sparer, machen jedoch monetär nichts. Sie sammeln
höchstens nicht benötigtes Geld, sind also Sammler und müssen aufpassen, dass
ihre Beeren über die Zeit nicht in der inflationären Brühe vergammeln.
Viele glauben sogar, Geld zu sparen, wenn Sie Dinge, welche sie nicht brauchen 20% günstiger
bekommen nur um Menschen, welche sie gar nicht mögen, mit ihrem Geschick zu
beeindrucken. Am Ende wurde doch nur Geld ausgegeben.
Später legen Sie dann sicherer Geld an, als Festgeldanlage mit etwas mehr Zins,
weil das alle machen, machen sie mit und verdienen damit auch genauso viel wie
alle anderen auch- nämlich nichts.
Die überwiegenden Leute sind nur "Anleger", sie lassen sich dort "anlegen", wo schon
viele andere ihre Boote fest gemacht haben. Das Gedränge am Steg bewerten Sie
als sicheren und zuverlässigen Hafen, bemerken jedoch nicht, dass sie sich
gegenseitig nur die Liegeplätze verteuern und das Wasser unbrauchbar verdrecken.
Deshalb wird hier regelmäßig der gesamte Liegeplatz bereinigt und ein neuer
ausgewiesen. Wehe dem, wer bö( r)ses dabei denkt!
Der Investor rudert dagegen sicher noch einsam gegen den Strom und den Spott der
feiernden Meute.
Da er aber vorher den genauen Flusslauf studierte, ist ihm klar, dass weiter stromauf
viel prächtigere aber auch einsamere Liegeplätze sein müssen und nur einige diese
Strapazen auf sich nehmen werden sie zu erreichen.
Dafür ist man dann wenigstens unter seines gleichen! Sein Weg ist noch lang und
von Verzicht geprägt, jedoch findet er einen besseren Platz, den er Jahre später an
die zurück gebliebene flüchtende Anlegerherde exklusiv vermieten wird, da der
untere Flusslauf durch die graue Masse über die Jahre verschmutzt und
unbewohnbar geworden ist.
Investoren haben solche Erfahrungen sicher auch hinter sich, sind sich jedoch nicht
zu fein, eigene Fehler zu erkennen, sich und anderen einzugestehen und zu ändern.
Außerdem belügen sie sich nicht selbst und kennen den Unterschied zwischen
Wissen und Glauben. So wissen Sie, dass die Gewohnheit auch hier das Grab des
Erfolges ist und beginnen sofort alte Gedankenmuster und bisheriges
„Expertenwissen“ infrage zu stellen, sind Vordenker und Visionäre.
Nun darf man sogar zum Spekulanten werden. Dieses Wort gefällt Ihnen nicht? Es
klingt so unseriös, daher bezeichnen Sie sich lieber als Anleger, wenn Sie Aktien
kaufen? Aber Sie bleiben dennoch Spekulant und das ist auch nichts schlimmes.
Der bekannteste unter jenen, Andre Kostolany, warnte nur davor:
„Man darf nicht glauben, durch Spekulation ließe sich ein regelmäßiges Einkommen
verdienen. Man kann an der Börse viel gewinnen und viel verlieren, doch Geld verdienen
kann man an der Börse nicht.“
John Maynard Keynes bemerkte dazu:
„Spekulanten mögen unschädlich sein wie Luftblasen auf einem steten Strom der
Unternehmungslust. Aber die Lage wird ernst, wenn die Unternehmungslust zur Luftblase in
einem Strudel der Spekulation wird.“
Also achten Sie darauf. Wenn Sie erst Geld sehen, wenn Sie verkaufen, sind Sie ein
Spekulant und kein Investor. Das entscheidende beim Spekulieren, ist der günstige
Einkauf. Dort macht auch der Investor einen Teil seines Gewinns, wobei er noch aus der Investition
regelmäßige Einkünfte erzielt.
Ein Spekulant kann aber solange keine Gewinne machen bis er verkauft, der Investor
kauft wie jeder gute Kaufmann günstig ein, macht von Anfang an laufende Renditen
und kann beim Verkauf ebenfalls wieder verdienen.
Halten wir fest:
Ein Spekulant kann Geld gewinnen, ein Investor verdient regelmäßig schon Geld, was
natürlich auch mit einer eigenen Firma als Unternehmer funktioniert. Es ist ein
Trugschluss, wenn Sie glauben investiert zu sein, wenn Sie in Wahrheit spekulieren.
Sie müssen als Spekulant immer auf das Geld, was Sie einsetzen zunächst
verzichten können und Geduld haben, bis Sie damit überdurchschnittlich gewinnen.
Sie können damit Erfolg und Misserfolg haben, je nach Bewertung Ihres Ein- und
Ausstiegszeitpunktes. Aber Sie können vermögend werden, wenn Sie die
Unterschiede Ihres finanziellen Engagements verstehen.
Als Investor können Sie bei guten Investments schnell regelmäßige Einkünfte
erwarten, gar liegt es in Ihrer Hand, zu bestimmen, wie viele Wasserleitungen (z.B.hier) Sie
zu den Quellen bauen oder gar bauen lassen.
Letzten Endes machten die meisten Menschen eben immer nur Sachwerte
vermögend und am besten solche, welche zusätzlich noch Erträge erbrachten.
Am besten Sie machen beides. Spekulieren und investieren Sie, aber mit Bedacht.
Wenn Sie kein Geld dazu haben, sparen Sie, legen Sie sich Bücher an, investieren
Sie in Wissen durch Seminare, spekulieren Sie nicht über die Möglichkeiten von
gestern, suchen Sie sich Vorbilder für morgen und beginnen Sie sofort damit.
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